Hintergrund
Postoperative Schmerzen sind nicht nur eine unangenehme Sinneswahrnehmung, sondern mit einer Reihe potentiell gefährlicher Konsequenzen verbunden. Starke Schmerzen können die postoperative Mobilisation verzögern und die Rehabilitationsdauer verlängern. Postoperative Schmerzen erhöhen die endokrine Stressreaktion und vermindern durch eine periphere Vasokonstriktion den subkutanen O2-Partialdruck mit negativen Folgen für die Wundheilung. Es existiert eine Reihe von Hinweisen darauf, dass starke postoperative Beschwerden zur Entwicklung von chronischen Schmerzen führen können. Eine Behandlung akuter Schmerzen nach Kriterien, die den derzeitigen Wissenstand reflektieren, sollte daher in jedem Fall eine ethische Selbstverständlichkeit sein.
Leider ist die Qualität der postoperativen Schmerztherapie im klinischen Alltag jedoch weit von einer optimalen Situation entfernt und erscheint ... als ineffektiv, inadäquat und ohne den nötigen organisatorischen und wissenschaftlichen Hintergrund (Neugebauer 1998). Dies liegt offensichtlich nicht daran, dass die Schmerztherapie ein besonders komplexes medizinisches Problem darstellt, sondern dass ihrer Umsetzung eine Reihe von vor allem nicht-medizinischen Widerständen gegenübersteht:
"Thus it appears that the solution of the problems of postoperative pain management lies not so much in the development of new techniques but in development of an organization to exploit existing expertise."
Rawal 1994
Ziel
Ziel von QUIPS ist die Verbesserung der postoperativen Symptomkontrolle durch eine regelmäßige Erhebung von Parametern der Ergebnisqualität, ihre Analyse und Rückmeldung an die beteiligten Kliniken. Dieses System ist unabhängig von unterschiedlichen Rahmenbedingungen eines Krankenhauses ( z.B. EDV, Dokumentationssysteme) im klinischen Alltag anwendbar und gewährleistet durch internes und externes Benchmarking eine kontinuierliche Qualitätssicherung. Eine suffiziente Symptomkontrolle kann zur Liegezeitverkürzung beitragen und die Patientenzufriedenheit erhöhen. Daher liegt der Schwerpunkt dieses Projektes auf der Ergebnisqualität aus Sicht der Patientinnen und Patienten.
Projektstruktur
Am ersten postoperativen Tag werden bei einer repräsentativen Patientenstichprobe Parameter der Ergebnisqualität (Schmerzintensität, funktionelle Auswirkungen, Nebenwirkungen) sowie ausgewählte klinisch-demographische Daten bettseitig erfasst.
Teilnahme am Projekt
QUIPS kann in operativen Zentren beliebiger Größe durchgeführt werden, es ist nicht an eine bestimmte Bettenzahl oder besonderes OP-Spektrum gebunden. Im modularen Teilnahmepaket enthalten sind eine ausführliche Schulung sowie schriftliche Verfahrensanweisungen, denn eine valide Datenerhebung hat hohe Priorität. Das Projekt ist Industrie-unabhängig entwickelt worden und wurde durch das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) im Rahmen des Projektes BIG gefördert. Die Präsidien der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten (BDA) haben in ihren Herbstsitzungen 2005 beschlossen, die Schirmherrschaft über dieses Projekt zu übernehmen und damit nicht nur ein Fortbestehen nach Ende der BMGS-Förderung, sondern eine weitere Verbreitung durch den Aufbau eines deutschlandweiten Benchmark- Projektes in der postoperativen Schmerztherapie zu ermöglichen.
Seit Herbst 2007 sind die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), sowie der Berufsverband Deutscher Chirurgen (BDC) Kooperationspartner des Projektes. Dadurch wird nicht nur eine nachhaltige und nicht-kommerzielle Implementierung des Projektes gewährleistet, sondern auch eine breite Plattform für die Bearbeitung fachübergreifender klinischer und versorgungswissenschaftlicher Fragestellungen geschaffen.